- Musset
- Musset[my'sɛ], Alfred de, französischer Schriftsteller, * Paris 11. 12. 1810, ✝ ebenda 2. 5. 1857; schloss sich der von V. Hugo gegründeten Künstlervereinigung »Cénacle« an (seine orientalisierenden »Contes d'Espagne et d'Italie«, 1830, zeigen die verstechnischen Neuerungen Hugos), löste sich aber schon 1831 wieder von ihr. Eine als schmerzvoll erfahrene Liebesbeziehung zu George Sand, die auch sein dichterisches Werk beeinflusste, endete 1835. Musset war einer der bedeutendsten Vertreter der französischen Romantik; seine romantische Sensibilität verbindet sich jedoch mit einer zum Teil an die klassische Kunstauffassung erinnernden, distanzierten Grundhaltung. Prägend für Mussets Werk war die Erfahrung des Zusammenbruchs der Ideale der napoleonischen Zeit unter Restauration und Julimonarchie: Sein Roman »Confessions d'un enfant du siècle« (1836; deutsch »Beichte eines Kindes seiner Zeit«) stellt die Erfahrung von Einsamkeit und Sinnlosigkeit als Grunderlebnis einer Generation dar (Mal du siècle). Bekenntnishafte Züge und subtile psychologische Analyse bestimmen auch seine von hoher Musikalität getragene, rhythmisch differenzierte Lyrik, so die die Zeit mit George Sand reflektierenden und den Konflikt zwischen Kunst und Leben thematisierenden »Nuits« (einzeln erschienen 1835-37, gesammelt 1840 in »Poésies nouvelles«; deutsch »Die Nächte«). Die Grundspannung von Ideal und Wirklichkeit wird auch in seinen Verserzählungen (»Rolla«, 1833; deutsch) und Dramen (»Andrea del Sarto«, 1833, deutsch; »Lorenzacchio«, 1834, deutsch) spürbar. Seine Komödien (z. B. »Les caprices de Marianne«, 1834; deutsch »Die launische Marianne«, auch unter dem Titel »Die Launen einer Frau«), darunter die in der Form der »Proverbes dramatiques« als Illustration von Sprichwörtern konzipierten Stücke (u. a. »On ne badine pas avec l'amour«, 1834; deutsch »Man spielt nicht mit der Liebe«), spiegeln romantisch-empfindsame Züge in ironischer Brechung und verbinden Esprit, spielerische Leichtigkeit und Frivolität mit einem Grundton von Skepsis, Melancholie und Tragik.Novellen: Le fils du Titien (1838; deutsch Der Sohn des Tizian); Mimi Pinson (1846; deutsch).Dramen: Fantasio (1834; deutsch); Il ne faut jurer de rien (1836; deutsch Man soll nichts verschwören, auch unter dem Titel Der Schwur).Ausgaben: Correspondance (1827-1857), herausgegeben von L. Séché (1907, Nachdruck 1977); Œuvres complètes en prose, herausgegeben von M. Allem (Neuausgabe 1951); Œuvres complètes, herausgegeben von P. van Tieghem (1963); Correspondance, herausgegeben von M. Gordroc'h und anderen, auf mehrere Bände berechnet (1985 folgende); Sand et Musset. Lettres d'amour, herausgegeben von F. Sagan (1985).Gesammelte Werke, herausgegeben von A. Neumann, 5 Bände (1925); Sämtliche Romane und Erzählungen, übersetzt von demselben u. a. (1980); Dramen, übersetzt von demselben u. a. (1981).W. Bahner: A. de M.s Werk (Halle/Saale 1960);P. van Tieghem: M. (Neuausg. Paris 1969);B. Masson: M. et le théâtre intérieur (ebd. 1974);A. Fabig: Kunst u. Künstler im Werk A. de M.s (1976);P.-G. Castex: Études sur le théâtre de M., 2 Bde. (Paris 1978-79);
Universal-Lexikon. 2012.